Werner Vogelsang, seit 1998 im Verein, Mannschaftsführer der Herren 70, die er 2012 als Herren-60 mitgegründet hat. Größter Tenniserfolg: Zweimaliger Mixed-Sieger mit seiner Frau Erika bei den Gäu Open 2008 und 2010


Werner, wie und warum wurdest du Oberschiedsrichter?
Als unsere 60er-Mannschaft mehrfach aufgestiegen ist und in der A-Klasse gespielt hat, wurde das Thema Schiedsrichter für mich interessant. Deshalb habe ich in Bad Dürkheim einen Kurs gemacht, um Oberschiedsrichter zu werden. Damit habe ich die C-Lizenz erworben, mit der ich bis einschließlich Verbandsliga tätig sein darf.

Was sind denn deine typischen Aufgaben als Oberschiedsrichter?
Das ist in der Wettspielordnung für Rheinland-Pfalz detailliert festgelegt. Ich schaue mir beispielsweise den Spielberichtsbogen an und trage mich, als Oberschiedsrichter ein. Dann checke ich die Bespielbarkeit des Platzes, ob das Netz die richtige Höhe hat, ob die Stangen bei den Einzeln stehen, der Platz gekehrt ist und die Linien sauber sind. Sollte kein Oberschiedsrichter anwesend sein, ist der Mannschaftsführer der gegnerischen Mannschaft Oberschiedsrichter.

Klingt unspektakulär
Ja, aber im Streitfall hat der Oberschiedsrichter das letzte Wort. Normalerweise spielt man ja ohne Schiedsrichter. Jeder Spieler entscheidet auf seiner Seite, ob ein Ball gut ist. Im Streitfall muss er dem anderen Spieler den Abdruck zeigen. Da kann es schwierig werden, wenn der Oberschiedsrichter nicht dabei war und jeder Spieler einen anderen Ballabdruck reklamiert. In solchen Fällen entscheidet der Oberschiedsrichter, auch wenn er den Ballwechsel nicht gesehen hat. Diese Entscheidung ist dann endgültig. Mein Hauptziel ist aber immer, bei Konflikten eine faire Lösung zu finden, mit der alle zufrieden sind.

Wie zum Beispiel Zwei Neue?
Zwei Neue – das heißt eine Wiederholung – gibt es nicht. Das ist in den Regeln nicht vorgesehen.

Was sind denn die häufigsten Fälle in denen du aktiv wirst?
Beim Tiebreak gibt es gelegentlich den Wunsch, dass der Oberschiedsrichter das Zählen übernimmt. Außerdem kann ich dann in unklaren Situationen, wenn die Spieler sich uneinig sind, entscheiden.

Hattest du besondere Erlebnisse als Schiedsrichter?
Das ist sehr selten. In diesem Jahr musste ich bei einem Auswärtsspiel einen Platz für unbespielbar erklären. Der Gegenspieler weigerte sich dann auf einem anderen Platz zu spielen. Eigentlich hätte das Match für uns gewertet werden müssen. Der Verband verzichtete dann einfach auf die Wertung dieses Einzels. Das fand ich inkonsequent, wozu gibt es die Regeln?

Einen Protest sollte man sich übrigens zweimal überlegen. Dafür verlangt der Verband 100 €. Das wirkt doch stark mäßigend auf manche streitlustigen Zeitgenossen.

Du hast sicher noch ein paar Regeltipps für uns
Ja. Oft gibt es bei den Spielern und auch bei den Mannschaftsführern Informationslücken. Ein gutes Beispiel sind Spielverlegungen. Häufig telefonieren die Mannschaftsführer miteinander, und das Spiel wird auf einen späteren Termin verschoben. Das ist nur erlaubt, wenn beide Sportwarte zustimmen. Es ist laut Regelwerk nicht erlaubt, ein Spiel auf einen Termin nach dem letzten Spieltag zu verlegen.

Ein weiteres Beispiel ist, wenn es stark regnet und die Plätze unbespielbar werden. Dann müssen beide Mannschaften zwei Stunden auf besseres Wetter warten, bevor das Spiel verlegt werden kann. Auch wenn von Anfang an klar ist, dass die Plätze unbespielbar sind, müssen beide Mannschaften rechtzeitig am Spielort sein.

Das versteht man ja bei Oberligaspielen, aber doch nicht in den unteren Klassen.
Die Regeln gelten aber für alle Ligen.

Was ist bei Verletzungen zu beachten?
Verletzt sich ein Spieler im Einzel beim Einspielen, darf er nicht mehr Doppel spielen. Verletzt er sich dagegen wenn der erste Punkt gespielt wurde, kann er im Doppel eingesetzt werden.

In unserer Mannschaft gab es einmal einen Fall, dass ein Gegenspieler mehrfach Fußfehler reklamierte und sich mit unserem Spieler deshalb stritt. Das kann er ja aus knapp 25 Metern Entfernung gar nicht sehen.
Das geht natürlich gar nicht. In einem solchen Fall sollte man den Oberschiedsrichter rufen. Nur er darf einen Fußfehler entscheiden.

Welche Regeln sind beim Spielbeginn zu beachten?
Die Mannschaften müssen 15 Minuten vor dem offiziellen Beginn im Spielbogen eingetragen sein. Ist 15 Minuten nach dem festgesetzten Spielbeginn die gegnerische Mannschaft noch nicht angetreten, gelten die Einzel 2 und 4 und ggf. 6 als verloren. Die restlichen Einzel können noch gespielt werden.

Ist 45 Minuten nach Spielbeginn die generische Mannschaft noch nicht anwesend, gelten alle ihre Spiele als verloren und der Spieltag ist beendet.

Erscheint ein Spieler der beispielsweise auf Position 1 oder 3 spielt, nicht rechtzeitig zum Beginn seinen Matches, ist das Einzel auch verloren.

Auch für die Pause zwischen Einzel und Doppel gibt es Regeln. 15 Minuten nach dem Ende des letzten Einzels müssen die Mannschaften im Spielbericht eingetragen sein und weitere 15 Minuten später müssen die Doppel beginnen.

Danke für dieses aufschlußreiche Gespräch!